29. März 2009


wie sinnig

schwarzer vogel
der ich bin nun endlich
darf ich auch venezianisch grotesk sein
aber wie befestige ich mein
gesicht das aus dem strömenden kam denn
es regnet ja bindfäden von leeren augen
ein wort wie zähren legt sich zurecht
gekräuselt auf angedachtem spiegel
spricht sich ganz neu daher und fein
wenn auch fluguntauglich sowie allgemein
nicht über den tag hinaus lebensfähig


26. März 2009


im traum führte ich
den vogel heim
der so lose flog
wie ein drachen

gewissermaßen
gehörte er mir
bis zum erwachen


25. März 2009


tanka

hast du dir etwas
gewünscht, als der wolkenrand
grün aufleuchtete
und zurückfiel ins dunkel
als ob nichts je gewesen


24. März 2009


foto: otto lenk


möchte gern wissen
was meine augen hält
genaue fugen
oder
schattenwelt


19. März 2009


aufenthalt

wieder erkenne ich dich
in mir verborgen
wieder begegne ich dir
muß noch einmal neu sehn

und begründen ein wort
im buch der zeit
an dem alle schreiben
das ich las:
„hier wohnt ein jeder frei“

was bedeutet das
wer sind wir
ich, mein gast in mir


15. März 2009


mon coeur s´ouvre à ta voix ...
ferdinand lemaire


lied

ich kann mich nicht erinnern
ich weiß nicht mehr
die tage entgleiten
es ist lange her

doch ich denke daran
wie war da ein zauber ...

eine stimme erklang
sie sprach zu mir

doch niemand lebt in den weiten


ich kann mich nicht erinnern
die tage starben
da war ein klang

das herz hängt daran

so dauert man an
so dauert man


12. März 2009


foto: william albert allard (national geographic)


schemen

dämmerort
worin das leben
zuflucht findet
bei nacht und regen
gedämpftes licht
das keins verrät
von den geschöpfen
im zwielicht
verlegen

nicht mehr denken
verbohrt hinein
in kann-nicht-sein
daß es das gebe
in ausgeschlossen
nicht wissen müssen

stehn hinterm tresen
geschehen lassen
kommen und gehen
polieren polieren
blicklos sehen
draußen drinnen
zeitung lesen

danke nein
es ist ganz leicht
lächerlich zu sein


8. März 2009


der regende regen

es regnet durchs fenster fortwährend die augen verschwimmen schon auf der netzhaut des sonntags
wegen
ja eines sonntags wegen


wozu sagen sie einer hätte das leben für tiefe gehalten wenn mich dennoch im vorbeigehn auf wegen weiser streifen
so selten passiert ein
erregender regen.


grauheit und trübnis und tropft von den zweigen und läßt sich zufallen der saugenden erde ach redet nur weiter ich lausche derweilen
lauten und pfeifen


5. März 2009


frei

nur ein wort
weit weg
ein wenig
gesagtes
von dir gliche
dem gesuchten
frei erfunden


3. März 2009


zustände II

wir letzten, übrigen
die wir immer
über unsere eigenen schatten fallen
wie könnten wir sagen
was sonst nichts gewesen
nicht einmal die schatten
wirklich nicht

vielleicht sollten wir den dingen
nicht weiter nachhängen
doch sind alle fragen
stehengeblieben
im raum, den sie
so unwohnlich finden
eine freude oder trauer
die uns wiedererkennte
wäre schon der himmel